Wissenschaftliche Studien
Die Forschungsergebnisse sind eindeutig: niedrigere Tempolimits senken Emissionen, sparen Geld und retten Leben.
Initiator:innen
Diese österreichischen verkehrswissenschaftlichen Institute haben die Kampagne ins Leben gerufen.
Unterstützer:innen
Diese Organisationen und Persönlichkeiten unterstützen schon die Forderung nach niedrigeren Tempolimits.
Öffentlichkeitsarbeit
Presseaussendungen, Pressespiegel, häufige Fragen und internationale Kampagnen. zu Tempo 30 / 80 / 100.
Leiter:innen führender Lehrstühle im Verkehrswesen in Österreich haben sich angesichts der drohenden Klimakatastrophe, der anhaltenden Energiekrise und der Herausforderungen im Gesundheitssystem (Erkrankungen durch Luftschadstoffe und durch Bewegungsmangel sowie Hunderte Tote und Tausende Verletzte pro Jahr durch Verkehrsunfälle) entschlossen, die Regierung zum Gegensteuern aufzufordern. Als effektive Sofortmaßnahme sind die gesetzlich zulässigen Höchstgeschwindigkeiten im Ortsgebiet, im Freiland und auf Autobahnen unverzüglich zu senken.
Offener Brief
Hiermit fordern wir die österreichische Bundesregierung, den österreichischen Nationalrat und die Bundesländer auf,
- die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten im Ortsgebiet auf 30km/h, auf Autobahnen auf 100 km/h und auf den übrigen Freilandstraßen auf 80km/h zu senken,
- die Kontrolldichte räumlich und zeitlich so auszuweiten, dass die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten gewährleistet wird,
- die Messtoleranzen auf das technisch notwendige Minimum zu reduzieren,
- die bundesländerspezifischen „Straftoleranzen“ abzuschaffen, und
- die Strafhöhen bundesweit zu vereinheitlichen und anzuheben, um die präventive Wirkung zu erhöhen.
Es ist wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesen, dass eine Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten
- die effizienteste Maßnahme zur Reduktion verkehrsbedingter Treibhausgasemissionen (Klimaschutz!) ist (Frey et al., 2022; Heinfellner et al., 2019; Lange et al., 2020),
- die wirkungsvollste Maßnahme zur Reduktion der Zahl der Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr (Verkehrsicherheit!) (FSV, 2022), und
- eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen (Energiewende!) (FSV, 2022).
Die Senkung des Tempolimits ist unabhängig von der Antriebstechnologie der Fahrzeuge vorzunehmen, da der Energieverbrauch, die Lärm-, Feinstaub- und Luftschadstoffemissionen sowie die Unfallhäufigkeit und Unfallschwere überproportional mit der Fahrtgeschwindigkeit zunimmt.
Die Erhöhung der Kontrolldichte ist notwendig, da die Regelbefolgung stark mit der Häufigkeit der Kontrollen korreliert (Knoflacher et al., 1994). Die Mess- und „Straftoleranzen“ sind zur besseren Nachvollziehbarkeit zu vereinheitlichen und zu senken (Rechnungshof Österreich, 2019; Rechnungshof Österreich, 2022).
Mit der geforderten Senkung könnten die CO2-Emissionen aus dem Kfz-Verkehr um rund 2,4 Mio. t bzw. 10 % gegenüber dem Referenzjahr 2019 gesenkt werden, bei gleicher Verkehrsleistung würden 0,9 Mio. t bzw. 10 % weniger an fossilem Treibstoff verbraucht, und rund 116 Menschen (28 %) weniger würden im Straßenverkehr getötet und knapp 7.000 (19 %) weniger verletzt werden (FSV, 2022).
Nationale und internationale Erfahrungen aus der Einführung von Tempolimits belegen die positiven Auswirkungen. Tempo 30 hat deutlich positive Auswirkungen gegenüber Tempo 50 in Hinblick auf die Verkehrssicherheit (Unfallhäufigkeit und -schwere), die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs, die Umweltauswirkungen und die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit (Sammer und Meschik, 2007). Durch die Einführung von Tempo 30-Zonen in ausgewählten Schweizer Gemeinden zwischen 1993 und 1997 nahm die Anzahl der Unfälle um knapp 15 % ab, die Anzahl der Verunfallten um 27,5 % (Lindenmann und Koy, 2000). Auf Hauptverkehrsstraßen konnte durch Tempo 30 eine Reduktion der Unfallzahlen zwischen 6 % und 64 % erreicht werden (Häfliger et al., 2019). Die Senkung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf französischen Außerortsstraßen von 90 auf 80 km/h mit Juli 2018 hat zu einer Reduktion der Getöteten von 12 % geführt (Cerema, 2020). Erfahrungen aus Schweden bei der Senkung des Tempolimits von 90 auf 80 km/h auf Außerortsstraßen belegen eine Reduktion der Getötetenzahlen um 41 % (Vadeby und Forsman, 2018).
Dem individuellen Zeitverlust von ca. 11 Minuten / 100 km (ca. 20 %) auf Autobahnen (ÖAMTC, 2022) steht eine Kostenersparnis von bis zu 2,8 Euro / 100 km (ca. 29 %) gegenüber, und ein enormer volkswirtschaftlicher Nutzen in Form eingesparter Unfallkosten, Lärmkosten und Umweltkosten.
Und die Bevölkerung? Umfragen in der Schweiz und in Frankreich haben gezeigt, dass sich eine breite Akzeptanz für die Herabsetzung des Tempolimits erst nach dessen Implementierung einstellt (Cerema, 2020; Wanka, 2010).
Die
Initiator:innen
Ao.Univ.Prof. Univ. Prof. Mag. Dr. Günter Emberger
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Martin Berger
Univ.Prof. Dr.rer.pol. Astrid Gühnemann
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Markus Mailer
Wien, im Feber 2023